RHYTHMEN DER MALEREI

Oleksiy Koval, “Die Treppe”, 2012, ink on wall, private collection, Starnberg. Photo © Klaus Mauz
Oleksiy Koval, “Die Treppe”, 2012, ink on wall, private collection, Starnberg. Photo © Klaus Mauz

Ich betrachte die Malerei als ein Spiel. Wie in allen übrigen Spielen zählt in der Malerei das erfolgreiche Ergebnis. Ich will im Kampf gegen die Fläche triumphieren. Allerdings bin ich erst dann zufrieden, wenn ich nicht nur irgendein erfolgreiches Ergebnis erreiche, sondern wenn ich mein Konzept realisiert habe. Ein solcher Erfolg lässt sich nicht im voraus bestimmen, aber man kann sich um Prozeduren bemühen, die ihn möglich machen.

Leben ist permanente Bewegung in Zyklen und Rhythmen. Solche Rhythmen prägen meine physische und psychische Verfassung und wirken sich unmittelbar auf meine Malerei aus. Je sicherer und bewusster ich mit ihnen umgehe, desto höher sind meine Chancen auf den Sieg über die Fläche.

Als ich 3 Jahre alt war gab mir mein Vater zum ersten Mal eine Gouache. Bis heute kann ich mich an meine ersten Arbeiten mit Farbe erinnern, auch an das Gefühl der Freude dabei. Ich war glücklich über das Ergebnis und die Erinnerung an das Malen ließ mich nicht mehr los. Sie zwingt mich bis heute, Farben auf Flächen anzubringen. Das will ich zwar nicht immer tun, aber der physische Impuls dazu ist permanent da.

Die Lust am Malen vergeht schnell, wenn sich das Konzept nicht realisieren lässt. Oft liegt die Unfähigkeit es zu verwirklichen nicht an verschiedenen Techniken der Malerei, sondern daran wie man verschiedene Techniken aufzurufen in der Lage ist. Die Arbeit mit verschiedenen Techniken erlaubt mir das Terrain zu wechseln und erhöht meine Chancen auf den Sieg über die Fläche. Derart wechselnde Bewegungen bilden einen technischen Rhythmus, der mir erlaubt meinen physischen Rhythmus effizient zu nutzen.

Bevor ich vor eine Fläche trete, überlege ich wie viel Zeit und Kraft ich zu investieren habe, um erfolgreich zu sein. Bei einer Wandarbeit “Die Treppe” in einem Privathaus habe ich richtig kalkuliert. In der St. Pauls Kirche in München dagegen musste ich mit The Beautiful Formula Collective das Doppelte an Energie aufwenden als ich dachte. Um Energie zu sparen und sie im richtigen Moment einzusetzen, benötige ich verschiedene Taktiken. Selten gelingt es mir, die Fläche zu besiegen, wenn ich mich nur an eine Taktik halte. Taktische Einsätze schaffen ein akzentuiertes Geschehen in dem physischer und technischer Rhythmus verbunden sind.

 München, Dezember 2013
Besonderen Dank für die Hilfe bei der Realisierung dieses Textes an Prof. Bernhard Lypp

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